Erkundungsfahrten der Bildungssysteme im europäischen Ausland
Unsere Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst nehmen in ihrer Ausbildung an einer Erkundungsfahrt der Bildungssysteme ins europäischen Ausland teil. Die Fahrten werden in einer Veranstaltung vorbereitet und evaluiert.
Ziel der Fahrten ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bildungssysteme zu erkunden und wertvolle Ideen in die eigene Arbeit an den Ausbildungsschulen in den Unterricht zu überführen.
Im Folenden sind die Bericht der durchgeführten Europa-Fahrten:
Das Bildungssystem in Südtirol erkunden – Europafahrt des Europaseminars
Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst mit ihren beiden Ausbildungskräften Sabine Sayh und Christoph Schubert verbrachten eine Woche in Südtirol, um das dortige Bildungssystem zu erkunden. Auf dem Programm der Woche standen die Emma-Hellenstainer-Schule und die Tschugmall-Schule in Brixen und die Lehrkräfteausbildung am Studienseminar in Bozen.
Das Highlight an der Emma-Hellensteiner-Schule in Brixen Tages war das drei-Gänge-Menü, welches von Auszubildenden zubereitet und serviert wurde. Die berufliche Schule, an der viele Gastronomieberufe, wie Servicekräfte, Köch*innen, Bäcker*innen und Metzger*innen ausgebildet werden, hat uns zudem das Konzept des „Lernens in Eigenverantwortung“ veranschaulicht. An dem Konzept hat uns begeistert, wie selbstorganisiertes Lernen trotz vorhandener gesetzlicher Richtlinien, wie zum Beispiel des Stundenplans, umgesetzt werden kann.
Am Nachmittag haben wir die berufliche Schule „Tschugmall“ besucht. Dort wurde uns das System der beruflichen Schulen und die Umsetzung von Inklusion in Südtirol nähergebracht. Zudem haben wir einen Rundgang durch das Schulgebäude mit den dazugehörigen Werkstätten erhalten. Am Donnerstag durften wir an den kreativen und aktivierenden Projekt-Abschlusspräsentationen angehender Lehrer*innen am Studienseminar in Bozen teilnehmen. Projektthemen waren unter anderem: die Anbringung einer Photovoltaikanlage auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, die Organisation eines Spendenlaufs und einer kunstgeschichtlichen Ausstellung sowie die Erstellung von Bewegungsgeschichten für Senioren*innen. In Zukunft werden wir die ein oder andere gezeigte kreative Methode selbst im Unterricht einbinden. Durch den anschließenden Austausch haben wir einen guten Einblick über die Ausbildung und die Arbeit von Lehrer*innen in Südtirol erhalten.
Am Kulturtag wurde eine gemeinsame Wanderung in den Bergen gemacht. Der atemberaubende Blick auf die malerischen Berge der Rosengarten-Gruppe wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Am Donnerstagabend haben wir im Rahmen eines gemeinsamen Abschlussabends die Erkundungsfahrt nach Südtirol reflektiert und überlegt, wie wir das Erkundete und Erlernte an den hessischen Beruflichen Schulen umsetzen können.
Erkundung des Bildungssystems in England / Liverpool – Individuelles Lernen
Über den eigenen Tellerrand hinausschauen, das war es, worum es in der fünftägigen Studienreise nach Liverpool ging – kulturell, bildungspolitisch und gesellschaftlich. Nach zwei Jahren Corona-Beschränkungen ging es dieses Jahr wieder auf Europafahrt. Anderes Land, andere Sitten, anderes Bildungssystem, all das galt es zu erkunden.
Bereits am Morgen nach der Ankunft in Great Britain stand der Besuch einer Universität auf dem “Stundenplan” der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst mit ihren Ausbildungskräften Barbara Rustige und Stefan Gillmann des Europa-Studienseminars für berufliche Schulen Gießen. Die „Edge Hill University“ Ormskirk wurde ursprünglich als reine Lehrstätte für die Lehrerausbildung gegründet. Mittlerweile ist das Ausbildungsangebot deutlich breiter gefächert. Die Ausbildung angehender Lehrkräfte nimmt aber immer noch einen großen Stellenwert ein und es gibt zahlreiche Kooperationen mit umliegenden Schulen. Anschließend an einen Rundgang über das Uni-Gelände wurde die Zeit für einen gewinnbringenden intensiven Austausch mit verschiedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universität über die britische Lehrkraftausbildung und das britische Schulsystem genutzt.
Den Nachmittag desselben Tages verbrachte man an der „Catholic Primary School Our Lady the Immaculate“. Nach einer Schulführung von Schülerinnen der Schule hospitierten die angehenden Lehrkräfte aus Deutschland in unterschiedlichen Klassenstufen und erhielten interessante Einblicke in Grundschule und Kindergarten eines sich deutlich von Deutschland unterscheidenden Bildungssystems.
Ein College, das “St Helens FE College”, sowie eine Secondary School, die “Kings Leadership Academy” von Liverpool füllten die nächsten Tage der Reise. Auch an diesen beiden Schulen wurden die Gäste aus Deutschland herzlich in Empfang genommen und konnten sowohl viele Eindrücke andersartigen Unterrichts gewinnen als auch individuelle Gespräche mit Kollegen*innen aus England über das Für und Wider unterschiedlicher Bildungssysteme und den, nicht nur durch die Corona-Krise immer wichtiger erscheinenden, Einsatz digitaler Medien führen.
Nicht zuletzt trug zudem die gute Unterbringung direkt an den Docks sowie die beeindruckende Stadt Liverpool dazu bei, dass die Studienreise für alle Beteiligte zu einer lehrreichen und wunderbaren Erfahrung innerhalb der Lehrerausbildung wurde.
Erkundung des Bildungssystems in Österreich und der Montessori-Schule München
Das Team Österreich startete seine „Europastudienseminar Gießen“ typische „Erkundungsfahrt der Bildungssysteme im europäischen Ausland“ am Morgen des Muttertages. Startpunkt des etwa 1900 Kilometer langen Roadtrips war der Standort des Seminars, den alle Teilnehmer*innen gegen kurz nach neun Uhr in drei Fahrzeugen Richtung Süden verließen.
Die erste Station, kurz hinter der deutsch-österreichischen Grenze, war Salzburg. Nachdem nachmittags alle das Hotel erreichten, zog ein Teil der Gruppe zu Fuß, ein anderer mit dem Bus los. Treffpunkt war eine Gaststätte, in der wir zu Abend aßen und erste Instruktionen für die kommenden Tage erhielten. Anschließend traten wir den Rückweg zum Hotel an.
Am Montag erkundeten wir die Landesberufsschule in Hallein. Dort konnten wir Fräs- und Drehmaschinen in üppiger Anzahl bewundern. Diese sind der schulischen Ausbildung der jeweiligen Gewerke dienlich. Ebenso konnten wir Einblicke in weitere gewerbliche Ausbildungsberufe und deren typische Arbeitsumfelder bestaunen. Eine Besonderheit der Schule ist eine Halle mit drei funktionstüchtigen Liftanlagen, an denen Seilbahntechniker*innen ausgebildet werden.
Mit sehr vielen Eindrücken im Gepäck, reiste unsere Gruppe weiter Richtung Süden und traf am frühen Nachmittag in Klagenfurt am Wörthersee ein. Der Drang nach etwas Bewegung unter den Mitreisenden, führte uns an diesem Nachmittag auf eine ganz eigene „Reise“ innerhalb unseres Roadtrips. Wir wanderten. Auf teils schmalen, unwegsamen Pfaden ging es bergauf und bergab. Den bestrittenen Weg konnte man nicht immer als einen solchen bezeichnen und er barg vielerlei Herausforderungen. In Analogie zu unserem Referendariat waren die Wege, die wir bestritten, keine leichten und wir mussten auf stellenweise unbequemem Terrain unserem Ziel entgegengehen. Und genau das war das Großartige an dieser Wanderung. An unserem Ziel angekommen wurden wir mit dem Glitzern der untergehenden Sonne im Wörthersee belohnt. Mit diesem Potpourri an Wahrnehmungen ging es zurück in die Stadt, um uns bei einem gemeinsamen Abendessen auszutauschen.
Der Dienstag führte uns zur „Pädagogischen Hochschule Kärnten“ in Klagenfurt. Dort lernten wir das österreichische Bildungssystem näher kennen. Im Eingangsbereich der hochschuleigenen Bibliothek konnte man das Motto unsere Rundreise finden: „ich suchte dich nicht, wenn ich dich nicht schon gefunden hätte“. Wir suchten weiter und fanden an diesem Tag ein weltweit agierendes Unternehmen, das uns neben einigen hochtechnologischen Produktionsstraßen auch eine sehr gut ausgestattete Lehrwerkstatt für deren Auszubildende präsentierte. Den Abend gestalteten wir individuell.
Am Mittwoch erkundeten wir die Fachberufsschule in Villach. Begrüßt wurden wir durch den Schulleiter, der uns ausgiebig das Konzept dieser Schule vorstellte. Nach dem gemeinsamen Mittagessen hospitierten wir individuell in verschiedenen Klassen und konnten uns von der Umsetzung des Konzeptes ein eigenes Bild machen. Zurück in Klagenfurt tauschten wir uns beim gemeinsamen Abendessen über gewonnen Erkenntnisse aus.
Der Lakeside Science & Technology Park öffnete am Donnerstag seine Pforten für uns. Hier konnten wir bestaunen, was im MINT-Bereich möglich ist, wenn an Geldern zur Ausstattung nicht gespart wird und Stadt, Land sowie Bund gemeinsame Projekte unterstützen und sich für eine innovative Bildung, die Handlungsorientierung lebt, einsetzen. Ebenso durften wir aktiv miterleben, wie dort lebensnah gelehrt wird. Beeindruckt von Ausstattung und Umgebung reisten wir nordwärts. Um 21:00 Uhr fanden wir uns in einer Münchner Gaststätte ein, um ein letztes Mal in großer Runde den Abend ausklingen zu lassen.
Mit offenen Armen empfing uns am Freitagmorgen die Montessori Fachoberschule in München. Hier konnten wir uns nach einer kurzen Begrüßung durch den Schulleiter, durch individuelle Hospitationen von dem vorliegenden Konzept inspirieren lassen. In einer gemeinsamen Abschlussrunde stellten wir nicht nur die Eindrücke aus der Hospitation heraus, sondern nahmen uns Zeit, die Woche zu reflektieren. Anschließend traten wir die Heimreise an. Am späten Abend konnten wir mit einem Koffer voller Wäsche und einem mindestens so gewichtigen Koffer voller Eindrücke und Erkenntnisse in unsere gewohnte Umgebung zurückkehren.
Europa-Fahrt – Erkundung des Bildungssystems in den Niederlanden unter dem Motto – „zo echt kan lernen zun“ –
Mit einer Fülle an Eindrücken, interessanten Erfahrungen und neuen Visionen zur Gestaltung von Schule und Unterricht, kehrten vierzehn LiV am vergangenen Freitag aus den Niederlanden zurück. Bereits am Anreisetag konnte ein umfangreicher Eindruck der Schule gewonnen werden, die in den kommenden vier Tagen das zu Hause der Gruppe werden sollte. Das ehemalige Kloster beeindruckte die Gruppe mit liebevoll gestaltetem Foyer und gepflegten Hotelzimmern. Die Führung der Hotelmanagerin Yasmina „hinter die Kulissen“ der Schule am Anreisetag zeigte unter anderem, wie die nächste Generation niederländischer Köche ausgebildet wird.
Geleitet wurde die Fahrt von den Ausbildern des Europa-Studienseminars Gießen Carsten Klein und Mario Rompel. Nicht zuletzt durch die große Erfahrung von Carsten Klein, der diese Fahrt nicht zum ersten Mal begleitet, ist es gelungen, ein abwechslungsreiches und spannendes Programm zu verwirklichen. Vor allem der Besuch der ROC, einer Produktionsschule in Tilburg, ist als eines der Highlights zu nennen. Hier werden verschiedenste Berufe in unterschiedlichsten Bereichen ausgebildet. Begeistert nahmen die angehenden Lehrkräfte die hochwertige und umfangreiche Ausstattung der Schule wahr. So waren nicht nur die Metaller von der Vorführung des virtuellen Schweißgerätes fasziniert. Fachrichtungsübergreifend haben auch die Schülerprojekte (wie z. B. eine automatische Verpackungsanlage für CDs), die an dieser Schule verwirklicht wurden, begeistert. Mit einem Besuch der Hafenstadt Rotterdam wurde die dort ansässige Berufsschule besichtigt, die insbesondere junge Menschen für Logistikberufe ausbildet. Neben einer Besichtigung, bei der besonders die moderne Ausstattung und die Sauberkeit aufgefallen sind, bekamen die LiV die Möglichkeit bei Kaffee und Stückchen mit den Schülerinnen und Schülern in den Austausch zu kommen.
Um ein Land und deren Ideen einer zeitgemäßen Bildung zu verstehen, müssen natürlich auch kulturelle und kulinarische Einblicke gesammelt werden. Dies gelang unter anderem mit einem Ausflug nach Amsterdam. Bei einer gemeinsamen Grachtenfahrt am Vormittag lernte die Gruppe die Stadt vom Wasser auskennen. Beim anschließenden Besuch verschiedener Märkte schließlich auch vom Lande aus. Die Gestaltung des Nachmittags war individuell. Hier stand entweder der Besuch verschiedener Museen oder auch eine Führung durch die hiesige Heineken Brauerei auf der Tagesordnung.
Kulinarisches Highlight der Fahrt war das Abschlussessen in der Villa Pastorie. In gemütlicher Atmosphäre und sehr gutem Essen ließen die LiV den Tag gemeinsam mit den Ausbildern gemütlich ausklingen.
V-SMS Schweden 2022 – one size does not fit all – Education based on the students
Mit zahlreichen neuen Ideen, Erfahrungen und einem echt schwedischen Rezept für Zimtschnecken kehrten sieben LiV und 2 Ausbilderinnen des Europa Studienseminars Gießen aus Stockholm zurück.
Im Rahmen einer mehrtägigen Studienfahrt erhielten wir vielfältige Möglichkeiten, das schwedische Schul- und Bildungssystem und damit auch ein Stück schwedischer Kultur kennenzulernen. Bereits die Unterkunft stellte die erste Sehenswürdigkeit der Fahrt dar und zeugt von der innovativen Kreativität der Schweden. Es handelte sich dabei um ein altes Gefängnis, das zu einem Hotel mit integriertem Museum umgebaut worden war. Während unseres Aufenthalts standen insbesondere 3 Bildungseinrichtungen im Mittelpunkt: das Kunskapsgymnasiet in Västeras, die Internationella Hotell- och Restaurangskolan und die Noblaskolan (eine Gesamtschule mit integrierter Vorschule) in Stockholm. Durch die hilfreiche Unterstützung unserer neuen Kooperationspartner gelang es, sehr vielschichtige und prägende Einblicke in das schwedische Bildungssystem zu erlangen. So waren wir bei unserem Besuch des Kunskapsgymnasiet in Västeras bereits beim Betreten der Schule von deren innovativem Raumkonzept begeistert. Die Direktorin der Schule begrüßte uns persönlich und begleitete uns zusammen mit einigen Lehrkräften durch den ganzen Tag. Beeindruckend waren hier insbesondere die individuellen Fördermöglichkeiten der Schule, die professionellen Coachingmöglichkeiten für Lehrende und Lernende, aber auch die Hospitationen im Unterricht. Der Austausch mit schwedischen Schülerinnen und Schülern sowie die Gespräche mit den schwedischen Kolleginnen und Kollegen beim gemeinsamen Mittagessen in der schuleigenen Kantine (in Schweden Standard) waren besonders schön, sehr erkenntnisreich und natürlich auch unterhaltsam.
Ein weiteres Highlight der Fahrt stellte der Besuch der Internationella Hotell- och Restaurangskolan dar. Die Schule ist eine zertifizierte „Schule der Vielfalt“ und zeichnet sich durch internationale Kooperationsprojekte aus. Wir erfuhren nicht nur viele neue Aspekte über das schwedische Berufsausbildungssystem, sondern wurden auch bestens mit den in der Schule produzierten Zimtschnecken und weiteren Leckereien versorgt. Die Produktionsstätten selbst, den schuleigenen Verkaufsraum, eine Hotelrezeption und viele andere Schulungsräume konnten wir im Anschluss bei einem Rundgang besichtigen. Beeindruckend war insbesondere die „Hall of Fame“. Sie stellt Bilder alle internationaler Berühmtheiten im Gastrobereich (Michelinsterneträger, ect.) aus, die einst an der Internationella Hotell- och Restaurangskolan gelernt haben. Abgerundet wurde dieser Tag durch die Einladung zu einem gemeinsamen 3-Gänge-Menü im schuleigenen Ausbildungsrestaurant, was ebenfalls zu reichlich Gesprächen mit Lehrkräften und Auszubildenden genutzt werden konnte.
Am letzten Tag der Studienfahrt waren wir Gäste der Noblaskolan, einer Gesamtschule mit integrierter Vorschule. Schon das tolle Außengelände war einladend, nicht nur die Schulzeit, sondern auch die Freizeit dort zu verbringen. Auch hier sind Inklusion und Förderung wichtige Teile des Selbstverständnisses. Die mediale und sozialpädagogische Ausstattung beeindruckte uns sehr. Neben dem Check-in mit dem Tablet, lernten wir auch wie „higge“ es in einem Klassenzimmer wird, wenn alle die Schuhe ausziehen. Überhaupt war beeindruckend, wie selbstverständlich Digitalisierung nicht nur in der Schule, sondern auch im schwedischen Alltag ist.
Zu den kulturellen Highlights zählten neben der Besichtigung der Stockholmer Altstadt, eine Schärenfahrt und der Besuch des Vasa-Museums. Im Nationalpark Hellasgarden konnten wir bei einer Wanderung in die Ruhe der schwedischen Wälder und Seen eintauchen, während wir Elche nur im Plüschformat gesehen haben.